Schiffsmodell chinesische Seedschunke von 1834
Zwischen den Küsten von China und den umliegenden Inseln und Ländern gab es vermutlich seit dem Altertum Handelsbeziehungen, für die in China mehrere Formen von Hochsee-tauglichen Dschunken entwickelt worden waren. Die Schiffe waren mit ihren Frachten unter Nutzung der mit den Jahreszeiten wechselnden Monsunwinde monate- oder auch jahrelang unterwegs.
Die im Schiffbau verwendeten Technologien unterschieden sich deutlich von den europäischen. Alle Dschunken hatten Segel mit Bambuslatten als Verstärkung, an deren Enden die Schoten angebracht waren. Die Bambuslatten wurden mit Racks am Mast gehalten. Marco Polo berichtete, dass die Dschunken nur ein einziges zentrales Heckruder hatten, was ihm als Besonderheit auffiel, da alle Mittelmeerschiffe zu seiner Zeit noch zwei Seitenruder hatten. Die Dschunken waren durch Schotten in einzelne wasserdichte Abteilungen unterteilt, um die Festigkeit des Rumpfes zu erhöhen und die Risiken durch Lecks bei Grundberührungen zu mindern.
Das Ruderblatt war beweglich aufgehängt und wurde im Hafen oder beim Ankern in flachen Gewässern hochgezogen. Die Gestaltung des Hecks wurde entsprechend angepasst.
Im Vergleich zu den Bootstypen Europas gibt es relativ wenig Literatur über die Dschunken. Im Buch von Peter Wieg, Chinesische See-Dschunken, Verlag Delius Klasing, Bielefeld 1984, ISBN 3768804720, sind verschiedene Typen von Seedschunken beschrieben und mit zahlreichen Fotos aus den 1950er Jahren und davor dokumentiert. Ein Exemplar des Buchs wird mit dem Modell gegeben.
Das Modell wurde gebaut wie es als südchinesische Hongkong-Dschunke im Buch von Peter Wieg (s.o.) beschrieben ist, und nach den Plänen einer Hainan-Handelsdschunke der Nederlandse Vereniging van Modelbouwers (Plan No. 10.00.032). Nach den Statistiken der chinesischen Zollbehörde sollen Ende des 19. Jahrhunderts noch 150 derartige Schiffe in Betrieb gewesen sein, 1907 noch 110 und 1936 noch 80.
Das Modell zeigt alle charakteristischen Besonderheiten des Typs: der Rumpf auf festem Kiel gebaut, das Mittelschwert vor dem Gangspill, das bewegliche Ruderblatt mit der Hebevorrichtung, das so weit herabgelassen werden kann, dass es als zweites Schwert wirkt und von einer Kette in der Strömung gehalten wird. Üblich ist eine Verzierungs-ähnliche Durchlöcherung des Ruderblatts und des Vorderstevens, durch die günstigere Strömungseigenschaften erreicht werden sollen. Rechts und links vom Ruderbaum ist der Rumpfabschnitt nur teilweise beplankt, um das Wasser leicht eindringen und wieder ablaufen zu lassen. Das soll die Segeleigenschaften beim Rollen und Stampfen in schwerer See verbessern. Zu demselben Zweck wurde auch der erste Rumpfabschnitt bis zum Querschott hinter dem Vordersteven mit Löchern in den Planken versehen (es sind aber Zweifel an der Wirksamkeit dieser Methode geäußert worden).
Es gibt zwei Anker, einen aus Stahl und einen traditionellen Holzstockanker mit einem Arm. Die Heckgalerie enthält zwei Toiletten in Form von Löchern im Boden, rund vier Fuß über der Wasserlinie. Alle Türen und Luken des Modells sind beweglich und erlauben einen Blick in das Innere des Schiffs und auf die Ladung. Ebenso sind die oberen Plankengänge im vorderen Teil des Schiffs als bewegliche Seitenteile ausgeführt, die hochgeschoben oder herausgenommen werden können. Damit ermöglicht man die Benutzung der beiden Kanonen oder erleichtert das Be- und Entladen des Schiffs. Die beiden Kanonen dienen zur Abwehr von Piraten. Demselben Zweck dienen die am Sonnenschutz angehängten kugelsicheren Schutzschilde im Heck, die den Rudergänger schützen sollen.
Das chinesische Schriftzeichen an der Seite des Rumpfes ist Shandong, 山东 (shān dōng), der Name einer ostchinesischen Provinz.
Die Wanten haben nur in ihrem oberen Teil Webleinen, damit man an die Mastspitze klettern kann. Bis zu den Webleinen wurden die Racks der Segel als Steighilfe genutzt. Drei Laternen zur Orientierung bei den üblichen Konvoifahrten und als Navigationslichter sind angebracht. Eine weitere größere Lampe hängt zur Beleuchtung des Decks über der großen Ladeluke hinter dem Großmast. Am vorderen Mast ist die chinesische Nationalflagge gesetzt, die anderen Masten haben verzierte Windfahnen und Wimpel, als Glücksbringer und zur Anzeige der Windrichtung.
Das Modell wurde von einem sehr erfahrenen Modellbauer geschaffen, ein echtes Meisterwerk.
Es hat im Maßstab 1 : 39 eine Länge von 74 cm, eine Breite von 26 cm und eine Höhe von 60 cm.
Das Standbrett ist sorgfältig ausgeführt mit einer Arbeit von Holz-Intarsien. An der Seite aufgebracht ist der Name des Schiffs, in traditionellen chinesischen Langzeichen , 鴻圖 (hóng tú) , mit der Bedeutung "Großartiger Plan" oder "Gute Aussichten". Er wurde mit der Kurzform "Mächtig" in Deutsche übersetzt. Die Begriffe stammen aus einem alten chinesischen Sprichwort "Verfolge deine Wünsche und Hoffnungen und führe großartige Pläne aus".
Das Schiffsmodell steht lose im Ständer und kann herausgenommen werden, z.B. für den Transport.
Quelle: Website modellships.de
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